Unterarmschaftfrakturen[Home]

Radius und Ulna bilden durch die sie verbindende Membrana interossea eine funktionelle Einheit. Die nachfolgenden speziellen Entitäten erklären sich durch die Funktion dieser Membran:

Die Essex-Lopresti-Verletzung bezeichnet die Radiusköpfchenfraktur mit Zerreiung der membrana interossea und Luxation des distalen Radioulnargelenkes.

Monteggia-fraktur: Fraktur der Ulna im mittleren oder proximalen Bereich mit Luxation des Radiusköpfchens.

Galeazzi-Fraktur: Fraktur des Radius im distalen Drittel mit Luxation der Ulna im distalen Radioulnargelenk.

Häufiger sind jedoch die Frakturen von Ulna und Radius im Schaftbereich.

Therapie: Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts erfolgte die Therapie konservativ mit nachfolgenden Pseudarthroseraten bis zu 30% dF. Deshalb ist heute die Behandlung der Wahl die operative Versorgung. Diese erfolgt bei Schaftfrakturen duch Verplattung mit 3,5er DC- oder LCDC-Platte. Die intramedulläre Nagelung mit Foresightnagel ist prinzipiell auch möglich, aufgrund der engen Markräume und der gebogenen Form von Radius und Ulna allerdings technisch aufwendig. Lediglich isolierte gering dislozierte Ulnaschaftfrakturen können im Brace behandelt werden. Eine Ausnahme bilden Frakturen bei Kindern unter 10 Jahren, die gut konservativ behandelt werden können.

OP-Technik: Zuerst Versorgung der Ulna mit 3,5er DC-Platte ("sei helle, nimm erst die Elle") dorsoulnar, Zugang direkt über der Ulna. Versorgung des Radius erfolgt ebenfalls mit 3,5er DC-Patten dorsoradial, wobei sowohl im distalen als auch proximalen Fragment jeweils 6 Kortikales gefasst sein müssen. Bei geeigneten Frakturen (AO Typ A und B) kann eine interfragmentäre Zugschraube eingesetzt werden. Der dorsolaterale Zugang nach Thompson eignet sich für Versorgung des mittleren und distalen Radiusdrittels (cave: oberflächlicher und tiefer Radialisast). Der palmare Zugang ermöglicht den Zugang zum gesamten Radius (cave oberflächlicher und tiefer Radialisast, a. radialis, n. cutaneus antebrachii). Der dorsale Zugang nach Boyd im proximalen Unterarmanteil birgt ein hohes Risiko der Brückenkallusbildung. Zwischen radialem und ulnarem Zugang muss die Hautbrücke mindestens 5 cm breit sein. Bei der oft schwierigen Versorgung von Monteggiafrakturen erfolgt zunächst Reposition des Radiusköpchens, um die korrekte Längeneinstellung der Fraktur zu erzielen, erst danach kann die Verplattung der Ulna und Refixation des processus coronoideus erfolgen. Nach Verplattung des Radius bei Galeazzifraktur erfolgt die temporäre Kirschnerdrahttransfixation des distalen Radiusulnargelenkes, sofern hier nach Verplattung noch eine Reluxationstendenz vorliegt.

Risiken: Bei dem dorsalen Zugang ist im proximalen Anteil auf den motorischen ramus profundus radialis zu achten, der durch den m. supinator verläuft. Durch Hakenzug kann seine Beschädigung zu einer Lähmung der Daumen- und radialseitigen Langfingerstrecker kommen. Nach wenigen Stunden bis Tagen kann es zur Ausbildung eines Kompartmentsyndroms mit nachfolgender Volkmannschen Kontraktur kommen. Finden sich Logendrucke > 30 mmHg, erfolgt die palmare Fasziotomie von der Ellbeuge bis in die Hohlhand einschliesslich Karpaltunnelspaltung. Vernarbungen der membrana interossea und Brückenkallusbildung können zu Störung der Umwendbewegung führen, der Brückenkallus sollte frühzeitig (nach 3-6 Monaten) entfernt werden. Brückenkallusrezidive sind allerdings häufig. Die Metallentfernung soll frühestens nach 2 Jahren erfolgen, da nach vorzeitiger Metallentfernung ein erhöhtes Refrakturrisiko besteht.


Quelle: Wheeless:Essex-Lopresti


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