Innerhalb der letzten 40 Jahre hat sich ein Paradigmenwechsel in der Behandlung der Oberarmschaftbrüche ergeben. Unter Einfluss der Böhlerschen Schule war vor 40 Jahren die OP Ausnahmeindikationen vorbehalten. Heute ist zunehmend die konservative Behandlung seltener geworden.
Vorraussetzung zur konservativen Behandlung:
- junger Patient
- engmaschige ambulante Betreuung
- gute Compliance
- ausreichende Analgesie
- ausreichende Bewegungstherapie
absolute OP-Indikationen:
- Polytrauma
- offene Fraktur
- Gefäßläsion
- beidseitige Frakturen
- je nach Schule Radialisläsion
relative OP-Indikation:
- kurze Quer- und Schrägbrüche
- irreponible Frakturen
- Pseudarthrose
- Patientenwunsch
konservativ:
(nach Sarmiento) primär Oberarmgips mit 90°-Beugung im Ellbogengelenk für ~ 9 Tage, dann Anlage eines (Sarmiento)-Brace und Stabilisierung mit Schlinge (cave Schultereinsteifung), der Brace wird im Mittel 12 Wochen belassen.
Achsabweichung bis 20° und Rotationsfehlstellung von 10° werden ohne Funktionseinschränkung toleriert. In 1-9% treten Pseudarthrosen auf.
operativ:
- Humerusverriegelungsnagelung, antegrad (Seidel) oder retrograd, s. Antegrade Verriegelung mittels UHN
- Verplattung mit 4,5 DC-Platte, dabei müssen in beiden Fragmenten mindestens je 4 Großfragmentschrauben bikortikal eingebracht werden, s.a.Plattenosteosynthese bei Oberarmschaftbrüchen
- Fixateur externe (Indikation Primärversorgung bei Polytrauma und schwere Weichteilschäden, proximal werden die Schanz-Schrauben am Vorderrand des m. deltoideus platziert, distal posterolateral am Rand der Trizepssehne, hier cave n. radialis)
- Bündelnagelung (eher historisches Verfahren)
Behandlung von Komplikationen:
- Pseudarthrose: frühzeitig Verfahrenswechsel, dabei hat die Plattenosteosynthese die geringere Versagerquote, als die Marknagelung
- Radialisparese: die meistenRadialisparesen finden sich nach Frakturen im mittleren Schaftdrittel. Nur bei anzunehmenden Nervenrupturen bei zB Hochrasanztrauma ist die primäre Nervennaht im Ergebnis überlegen. Bei entsprechendem Verdacht sollte also dei operative Revision erfolgen. Da sich nach Böhler 80-90% der Radialisparesen spontan rückbilden, ist sonst die Spätrevision nach 2-6 Monaten zu empfehlen. Der Nervenschaden kann dann besser beurteilt werden und die Fraktur ist durchbaut.
links: T2 Nagel vs UHN
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