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Hier ein Beitrag von Ralph Grossmann, IFF: Ralph Grossmann '''Warum soll die Universität verstärkt in die Vermittlung von sozialer Kompetenz investieren?''' Um in mehrfacher Hinsicht erfolgreich zu sein: *Im Interesse einer erfolgreichen, weil wirkungsvollen Berufs- und Lebensvorbereitung ihrer zentralen Klientengruppe, der Studentinnen. Sie werden im Berufsleben und für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben soziale Kompetenz brauchen. *Um einen erfolgreichen, weil wirkungsvollen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft und der sie bestimmenden Organisationen zu leisten, in Politik, Wirtschaft, Bildung, sozialen Dienstleistungen, Kulturbetrieben, etc. Diese Organisationen brauchen soziale Kompetenz ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter. * Im Interesse der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und damit auch im Interesse des eigenen Forschungsprofils, denn erfolgreiche Forschung vollzieht sich in zunehmendem Maße in Forschungsteams und diese Teams brauchen soziale Kompetenz. * Und nicht zuletzt um erfolgreich zu sein, als Institution in einem sich verschärfenden Wettbewerb gegenüber anderen Universitäten und vor allem auch gegenüber anderen wissensgenerierenden und wissensvermittelnden Organisationen. Die Universität hat also im Sinne ihres gesellschaftlichen Auftrags und ihrer Zukunftssicherung als Organisation ein vitales Interesse in die Vermittlung sozialer Kompetenz zu investieren. Soziale Kompetenz darf nicht in Anpassung an unmittelbare Markterfordernisse aufgehen, aber muss diese Erfordernisse berücksichtigen. Von der Universität als Produzentin von "public goods" - also öffentlichen Dienstleistungen, die nicht alleine über den Markt zu vermitteln sind., muss dabei erwartet werden, dass sie eben unterschiedliche Interessensperspektiven im Auge behält und mit Widersprüchen, die sich daraus ergeben, konstruktiv umzugehen versucht, also soziale Kompetenz vermittelt mit Blick auf den beruflichen Erfolg und die Qualifikation für Markterfordernisse aber auch mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und den sich daraus ergebenden Qualifikationsbedarf und mit Blick auf die Lebensinteressen der Studentinnen und Mitarbeiter, die nicht in einer Anpassung an unmittelbare Arbeitsmarkterfordernisse aufgehen. '''Soziale Kompetenz ist kein Beiwerk zur fachlichen Qualifikation''' Soziale Kompetenz ist für die fachliche Seite der Arbeit in den meisten Berufen und gesellschaftlichen Funktionen ein Faktor, der für die Qualität der Arbeit bestimmend ist. Eine Ärztin, die neben ihrer fachlichen Kompetenz nicht auch kompetent Gespräche mit Patienten führen oder ein Team motivieren kann, wird ihrer beruflichen Rolle nur begrenzt gerecht; ein Jurist, der neben seiner fachlichen Brillanz nicht auch erfolgreich Verhandlungen führen und sich auf unterschiedliche Partner und Klientensysteme einstellen kann, wird nur begrenzt erfolgreich sein; ebenso ein Lehrer, der zwar durch Fachwissen glänzt, aber als Organisator von Lernprozessen Schwächen hat. Gleiches gilt für die Managerin, die zwar durch betriebswirtschaftliches Fachwissen glänzt, aber Schwächen hat in der Strukturierung von Arbeitsprozessen, in der Motivation von Mitarbeitern oder der Gestaltung von Kooperationen zwischen Abteilungen oder Firmen. Soziale Kompetenz in dem Sinne, wie es dieses Projekt der Universität Graz, durchgeführt in Kooperation mit dem Iff, anpeilt, gewinnt seine Bedeutung vor dem Hintergrund der beobachtbaren Veränderungsprozesse in Gesellschaft und Arbeitswelt. Einige Punkte dazu: * Die Top-down-Steuerung von Organisationen erweist sich als immer weniger erfolgreich. Dezentralisierung und Autonomisierung von selbständigen Organisationseinheiten, sei es im Bereich der Schule, der Universität oder im Sinne von ertragsverantwortlichen Geschäftsfeldern in Wirtschaftsbetrieben, stellt ganz neue soziale Anforderungen an Führungskräfte. * Teamarbeit gewinnt in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern an Bedeutung, in Forschung und Entwicklung genau so wie im Bereich der intelligenten Dienstleistungen oder im Bereich der Gesundheit und Sozialversorgung. * Die immer weitere Bereiche erfassende kundenorientierte Ausrichtung von Leistungsprozessen stellt neue Anforderungen an die soziale Kompetenz von Ärzten, Universitätslehrerinnen, Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung, Mitarbeiterinnen von anderen Dienstleistungsunternehmungen. Organisationsfähigkeit hat in den entwickelten Industriegesellschaften enorm an Bedeutung gewonnen, weil die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft in einem wachsenden Maße von der Leistungsfähigkeit der Organisationen abhängig geworden ist. Und soziale Kompetenz ist die Basis von Organisationsfähigkeit. Zur Auswahl noch eine andere Passage: * Wichtige soziale Qualifikationen für Studentinnen, Betriebe und die Gesellschaft, die Fähigkeit zur Differenzierung, nicht in schwarz-weiß bzw. entweder-oder-Denken zu verharren. * Seinen Weg im Unberechenbaren zu finden. Für eine unplanbare Zukunft konkrete Ziele zu verfolgen. * Sich auf unterschiedliche Systeme und ihre Kultur einstellen zu können und sich rasch in Organisationen und unterschiedlichen Kulturen orientieren zu können. * Mit einem gesellschaftlich angewachsenen Maß an Unsicherheit Leben zu lernen. * Für die wissensbasierte Arbeit in der Zukunft zu lernen, dass die Nutzung von Wissen ein sozialer Vorgang ist, weil Information zu Wissen erst durch eine Einordnung in einen Kontext von Erfahrung und Anwendung wird und das ist ein sozialer kommunikativer Vorgang. * Sich einzustellen auf Beteiligungsprozesse als Konsument, als Patient, als Bürger, aber auch in der Gestaltung der Berufssituation. * Die Arbeitskräfte der Zukunft müssen mit der Paradoxie fertig werden , dass die Abhängigkeit vom Arbeitgeber größer wird und gleichzeitig kritische und selbstbewusste Wissensarbeiterinnen gefordert sind. * Sich darauf einzustellen, das Konzepte der Karriereplanung und Formen der Identitätsstiftung neu zu denken sind, weil eine große Zahl der Absolventinnen nicht mehr unter sogenannten "Normalarbeitsverhältnissen" in den klassischen Organisationen der Industriegesellschaft Arbeit finden wird. Andererseits der Bedarf an gesellschaftlich sinnstiftender Arbeit sehr groß ist.
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