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Tit For Tat


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  TitForTat ist ein missverständlicher Begriff.

Einerseits bezeichnet TitForTat in der englischen Umgangssprache ein Verhalten, das man im Deutschen vielleicht als "Hick-Hack" übersetzen würde. Dabei gehen kulturelle Wurzel möglicherweise zurück bis zu einem uralten "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Beides wird vermutlich von den wenigsten Menschen heute positiv gesehen.

Andererseits bezeichnet TitForTat eine aus der Spieltheorie kommende, erfolgreiche Kommunikations- bzw. Kooperationsstrategie. Sie zeichnet sich unter anderem durch Freundlichkeit und Nachsicht aus. Im Vergleich zu anderen Strategien, die sich Vorteile auf Kosten des Gegenübers verschaffen wollen, kann man sie positiv bewerten.

So unterschiedliche Konzepte unter einem Begriff vereint zu haben, ist ein Problem.


Zur Kooperationsstrategie TitForTat

Entwickelt vom Kanadischen Psychologen Anatol Rapaport als 5-zeiliges FORTRAN-Programm. Gewinner von zwei Turnieren für Computerprogramme (1981) mit 62 bzw. 200 Teilnehmern zum Gefangenendilemma von Robert Axelrod, wobei nach der ersten Runde jeder Einsicht in sämliche Sourcecodes alle Teilnehmer hatte.

Das Konzept besteht nur aus zwei Elementen:
  • verhalte dich im ersten Zug kooperativ
  • verhalte dich in der Folge so wie der Parter im Zug davor (kooperativ oder destruktiv)
Diese sehr einfache Kooperationsstrategie hat sich interessanterweise im Wettstreit gegen alle anderen, komplexeren Strategien durchgesetzt. Sie ermöglich von Beginn an volle Kooperation, wenn der Partner kooperativ ist. Sie reagiert sofort (im nächsten Schritt) auf Destruktivität. Sie ist nicht nachtragend: Wenn der Partner von destruktiv zu kooperativ wechselt, ist TitForTat auch sofort wieder zur Kooperation bereit. TitForTat lässt sich nicht ausnützen (oft eine Schwäche komplexerer Strategien).

Die Eigenschaften sind:

  • Freundlichkeit (ermöglicht sofortige volle Kooperation)
  • Provozierbarkeit (lässt sich nicht ausnutzen)
  • Nachsicht (ermöglicht raschen Übergang von Defektion zur Kooperation)
  • Verständlichkeit (der Partner kann sich darauf einstellen)
Weitere Links:


Anmerkung: Die eigentliche Bedeutung der englischen Phrase tit for tat ist nichts anderes als das altbekannte Auge um Auge, Zahn um Zahn oder quid pro quo, nämlich gleiches mit gleichem zu vergelten.

Ich bin mir nicht sicher aus welcher Sprache tit for tat kommt. Sicher nicht aus dem Englischen, eher aus dem Dänischen oder einer anderen skandinavischen Sprache. -- HelmutLeitner

Ich spüre keine skandinavische Anmutung, eher scheint es mir irgendein englischer Dialekt oder altes Englisch für "this for that" -- MattisManzel

Scheint, als hättet ihr Recht: [1] [2] oder doch Deutsch [3] ? -- Helmut

Meine abschließende Mutmaaasung: Vor hinlänglich Zeit bekamen ein Haufen brittischer Tulpenzwiebeldiebe in den Niederlanden gehörig eins aufs Maul: "Dit voor dat" - da sind wir phonetisch verdammt nah an der CD -, das erzählten sie zu Hause und seither heißt's tit for tat auf der Insel. So-mäßig, wa? -- MattisManzel

[1] und [2] sind in Übereinstimmung mit OED bezüglich der Etymologie (16.JH: tip for tap aber ebenfalls ohne Herkunftsangabe), vielleicht liegt Mattis ja nah dran mit seiner Vermutung... -- Walter

Auge um Auge , Zahn um Zahn lehne ich Persönlich als Strategie entschieden ab, noch dazu, es in Zusammenhang mit Kooperation zu gebrauchen!!!
Bitte was haben Zahnlose Blinde mit Kooperation zu tun ? ~ ErnstGruber
Wie du wahrscheinlich weißt, geht der Grundgedanke "Auge um Auge,..." auf die alte mesopotamische Gesetzgebung (die Hammurabi zugeschrieben wird) zurück. Sie ist auch in der Hebräischen Bibel, bzw. dem Alten Testament, zu finden (z.B. Ex. 21:23-5), wird auch oft als lex talionis bezeichnet.

Meine Großmutter hat dazu immer "Wie Du mir, so ich Dir" gesagt, vielleicht ist das für manche eher verständlich. Das ändert aber nichts and der grundsätzlichen Bedeutung auch im Kontext von Gemeinschaft und Kooperation: Wenn jemand in einer Gemeinschaft sich kooperativ und positiv beitragend verhält, wird sich die Gemeinschaft ihm gegenüber ebenso kooperativ verhalten.

Wenn jemand aber - auf seine Individualität pochend - sich auf Kosten der Gemeinschaft Vorteile verschafft, oder sie ausnützt - ohne entsprechend seinen Teil positiv beizutragen - wird die Gemeinschaft in der Regel ihn bald als wertlos erachten und die Kooperation beenden und ihn evtl. aus der Gemeinschaft verstoßen. Womit wir dann wieder bei der lex talionis wären. Negative Beiträge haben nur dann Sinn, wenn diese, z.B. in Form einer konstruktiven Kritik, auf Umwegen doch etwas positives zur Gemeinschaft beitragen können.

-- WalterCharzewski

Überarbeitungsversuch / Sprachliche und kulturelle Herkunft des Begriffs

Der sprachliche Ursprung von TitForTat lässt sich ins alte Englisch des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen: [1] [2] und bedeutet soviel wie "this for that" (dies für das) oder "Wie Du mir, so ich Dir", also gleiches mit gleichem zu vergelten.

Ähnliche (quid pro quo) und härte Aussagen (Auge um Auge, Zahn um Zahn) finden sich in vielen Kulturen, in der Bibel (Hebräische Bibel bzw. Altes Testament; Ex. 21:23-5; auch oft als lex talionis bezeichnet) bis zurück in die alte mesopotamische Gesetzgebung (die Hammurabi zugeschrieben wird). [--WalterCharzewski]

Die oben beschriebene Kooperationstrategie hat jedoch nichts mit solchen Vergeltungsgedanken zu tun, sondern beruht im Kern auf einem "Forgive and Forget" und der Ermutigung zum ersten positiven Aufeinanderzugehen.


Das Konzept: "Auge um Auge, Zahn um Zahn" war ein großer Fortschritt, und er setzte tatsächlich Kooperation voraus (im Gegensatz zur Eskalation.) Dabei gibt es neben der Deutung als Strafe auch die Deutung als Ausgleich.

Unklar ist mir, ob im Ursprung tatsächlich Zähne gemeint sind. Sicher ist das bei Luther der Fall und wahrscheinlich schon im alten Testament.

Zu beachten wäre aber, dass "Zahn" nicht unbedingt das Ding im Mund bedeuten muss. So steht im Deutschen "Zahn" auch für "Frau" - in der Wendung: steiler Zahn. Das Wort kommt aus dem Jiddischen (Sona), soviel ich weiß, scheint aber viel älter zu sein.

Mir scheint als Ursprung ein Kompensationsgeschäft viel logischer zu sein, als das (noch dazu abgezählte) Ausschlagen von Zähnen. Allerdings ist es im heutigen Sinne bereits im Codex Hammurabi verankert.

In vielen Kulturen wurden Personen (Frauen) als Kompensation und zum Abschluss von Streitigkeiten eingesetzt. Oft beendeten Hochzeiten den Abschluss von Streitigkeiten.

-- BerndHutschenreuther?


Das Konzept "Auge um Auge" führt im Extremfall zu dem "Ausgleich und Fortschritt", dass ein Mörder ermordet wird!
Tit for Tat das Konzept besteht "nur aus zwei Elementen" - das ist meines Erachtens bereits eines zu viel! ~ErnstGruber

MattisManzel 30. Mai 2005 20:33 CET: Ist richtig Ernst und schreckt auch mich zunächst. Man muss es jedoch als Fortschritt vor einer möglicherweise zuvor verbreiteten Praxis eines du hast mir nichts getan, ich überfall' dich aber trotzdem sehen (und ist es nicht immer noch so?). Im anderen Extremfall ist es Wort um Wort, Kuss um Kuss. Wir handeln in wikilandia vielerorts nach diesem durchaus schönen Prinzip, wir beachten einander und reagieren auf einander. Und wir würden gar lernen, auszuteilen, wenn man uns denn mies will (so man uns je mies wollte). Tit for tat.


OrdnerKooperation