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  Wahrheit ist die Übereinstimmung von Beschreibungen mit dem, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen. Rein theoretisch-pragmatisch betrachtet kann es eine solche Übereinstimmung nicht geben oder nur in bestimmten "wesentlichen" Punkten geben, so wie ein Modell immer nur bestimmte Aspekte der Realität abbilden kann. Weiters gibt es keine Möglichkeit, Wahrheit abzusichern, es sei denn, man bleibt im Bereich der "Beschreibungen von Beschreibungen" und logischen Ableitungen ("2+2=4"). Selbst wenn man Aussagen über die Realität hätte, die wahr sind, kann man sich ihrer Wahrheit niemals sicher sein. Menschen können sich aber darauf einigen, was sie für wahr halten. Der Begriff der Wahrheit ist Teil einer Paradoxie, man strebt nach der Wahrheit, kann sie aber nie erreichen. Die Idee der Wahrheit besitzt zerstörerische Kraft (z. B. im überhöhten Ideologischen, Politischen und Religiösen), man kann aber auf den Begriff der Wahrheit nicht verzichten. Man braucht also eine kritische Einstellung zur Wahrheit.

Triviale Wahrheit. Es gibt Aussagen wie "Heute früh hatte es in München -2° Celsius" bei denen kein subjektives Interesse an einer Falschaussage anzunehmen ist, so dass wir keinen Grund haben, an ihnen zu zweifeln. Auch ihre Unschärfe, was Zeit, Ort oder Meßgenauigkeit betrifft, ist unwichtig. Interessant sind aber menschliche, wissenschaftliche oder philosophische Aussagen, die eben nicht diesen trivialen Charakter besitzen. Wahrheit scheint dort interessant, wo sie problematisch ist.


Wie bereits angedeutet, ist der Glaube, dass die eigene Sicht der Wirklichkeit die Wirklichkeit schlechthin bedeute, eine gefährliche Wahnidee. Sie wird dann aber noch gefährlicher, wenn sie sich mit der messianischen Berufung verbindet, die Welt dementsprechend aufklären und ordnen zu müssen - gleichgültig, ob die Welt diese Ordnung wünscht oder nicht.
Paul Watzlawick im Buch "Die erfundene Wirklichkeit"

"The gods did not reveal, from the beginning, All things to us, but in the course of time Through seeking we may learn and know things better. But as for certain truth, no man has known it, Nor shall he know it, neither of the gods Nor yet of all things of which I speak. For even if by chance he were to utter The final truth, he would himself not know it: For all is but a woven web of guesses."
Xenophanes (translated by Karl Popper)

There are always four sides to a story: your side, their side, the truth and what really happened.
Rousseau

"Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen suchen."
Jean Paul

Die Wahrheit liegt nicht auf der einen oder anderen Seite der Streitenden; vielmehr ist die Wahrheit, wenn Menschen streiten, anwesend, nicht aber des einen oder anderen Besitz.
nach Hanna Arendt

Die Wahrheit ist ein pfadloses Land.
Jiddu Krishnamurti


Diskussion:

Helmut, warum kannst du (man) auf den Begriff der Wahrheit nicht verzichten? ~ErnstGruber

Du hast den Begriff der Wahrheit verwendet. Wenn du auf den Begriff verzichtest, verzichtest du vor allem auf seine kritische Reflektion. Die implizite Verwendung, bei vielem was wir sagen, ist aber unvermeidlich. -- HelmutLeitner

Wahrheitssätze sind aus meiner Sicht generell Problematisch da sie nicht Massenkompatibel sind.~ErnstGruber

Ich bin gegenteiliger Meinung. Erschreckenderweise sind gerade Wahrheitsbehauptungen wegen ihrer Einfachheit massenwirksam, gerade wenn sie den Menschen das sagen, was sie gerne hören. -- HelmutLeitner


"Wenn der Begriff der Wahrheit überhaupt nicht mehr vorkäme, könnten wir vermutlich alle friedlich miteinander leben." ~Heinz von Förster

Es ist merkwürdig: Auf Beat's Seite stammen von den 14 Zitaten zu "Wahrheit" 10 von Förster. Für jemand, der diesen Begriff abschaffen möchte, ist das viel. Mir ist überhaupt kein Fall bewusst, wo Begriffe abgeschafft (nicht nur durch politisch korrekte andere Begriffe ersetzt oder durch spezifischere Begriffe verfeinert) wurden. Ich glaube, dass Wahrheit eine grundlegende Paradoxie unserer Existenz beschreibt und deshalb nicht abgeschafft werden kann. -- HelmutLeitner

Ich denke, Heinz Förster (oder meinst Du hier BeatDoebeli?) hatte nicht die Intention, tatsächlich den Begriff der Wahrheit aus unserem Vokabular zu streichen, schließlich würde sich allein durch die Nicht-Verwendung des Begriffes nichts an unserer Auffassung dazu ändern. Weshalb ich aber eigentlich den Edit-Button bemühe: beim Untersuchen von Begriffen (im diskursiven Sinne) geht es nicht um "politische Korrektheit", sondern um die Macht- und Geltungsansprüche, die eben u.a. (mehr oder minder subtil, je nachdem, welche Aufmerksamkeit und Begriffskenntnis man den Rezipienten unterstellen kann) durch Begriffe erhoben und verbreitet werden. -- Tim


Wahrheit ist die Übereinstimmung von Beschreibungen mit dem, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen.

Das sollte vermutlich heißen: Wahrheit ist die Übereinstimmung von Beschreibungen mit dem, was wir als Wirklichkeit annehmen. -- HelmutLeitner

Damit gibt es keine Wahrheit an sich, sondern nur die Übereinstimmung von Beschreibung zu Wahrnehmung, die vermittelt ja auch Beschreibung ist. Damit lautet diese Definition: Wahr ist eine Beschreibung, die in einem benutzen System von Beschreibungen konsistent ist. Bleibt noch zu spezifizieren, wie Konsistenz überprüft werden soll. Diese Überprüfung ist dann vermittelt eine Beschreibung der Konsistenz von Beschreibung von Wahrnehmung, damit Teil der vermittelten Wahrnehmung, also Beschreibung. Wo ist der Anker in diesem Zirkel ?

Dies ist kein Widerspruch zu der von von Förster kritisierten Wahrheit: da geht es um transzendente Wahrheit. --ThomasKalka

Thomas, was verstehst du unter transzententer Wahrheit und was unter (normaler, nicht-transzendenter) Wahrheit? -- HelmutLeitner


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