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Muster Theorie


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  Die von ChristopherAlexander begründete MusterTheorie (siehe auch MusterMethode, MusterSprachen, PatternSprache, etc.) versucht die Welt als einen Entfaltungsprozess zu verstehen.

InArbeit

Die MusterMethode von ChristopherAlexander sollte eigentlich besser als eine Entfaltungstheorie oder - noch besser - als Theorie des Lebens verstanden werden.

Thomas: Bei meinem aktuellen Kenntnissstand schlage ich eher vor, beides separat zu betrachten.

Siehe auch:

Ursprüngliche Überlegungen

Eine MusterTheorie könnte sich dadurch bilden, dass man die MusterMethode - wie von ChristopherAlexander entwickelt - verallgemeinert und mit den abgeleiteten und ähnlichen Systemen unter einem Hut zusammenführt. Dabei könnte man auch eine Vereinfachung vornehmen, denn bei ChristopherAlexander bläht sich das Thema durch seinen architektonischen Grabenkampf gegen die moderne Architektur und die metaphysische Komponente, die er zur Begründung subjektiv zustandegekommener objektiver Urteile unnotwendig auf. Sein TheNatureOfOrder ist ein fantastisches Werk, jedoch auf Grund des Umfangs, seines hohen Preises und des hohen Übertragungsaufwandes aus der Architektur in andere Bereiche kein massentauglicher Zugang. Wenn ich das Gefühl bekomme, dass Resonanz da ist, würde ich versuchen, dieses Thema anzugehen. -- HelmutLeitner 22. September 2005 12:07 CET

Notiz: Aus privater Kommunikation - eine Erklärung zu Patternmethode

Im Kontext der "Patterntheorie" ist ein "Pattern" ein empirisches Problemlösungsmuster, das in Gestalt von Objekten reproduziert und individualisiert wird.

Typisch definiert wird "a pattern is a solution to a problem in a context" und impliziert Pattern(Problemlösungs-)beschreibungen, die einen minimalen, aber ausreichenden Kontext an Wirkungszusammenhängen (Kräfte, andere Patterns) mit sich führen. Dies hat modellhaften Charakter, Bezüge zu Modularität, Objekt-orientiertheit und Black-Box-Denken.

Der modellierende Charakter dient einerseits der Systemanalyse, andererseits der Systemgestaltung, die meist einen evolutionären Schritt-Für-Schritt- Charakter bekommt. An Stelle der "großen Theorie" und des "allwissenden Architekten" von Systemen tritt die "Problemlösungssammlung" und der "Vermittler von Erfahrung", der den Betroffenen ermöglicht, innerhalb sinnvoller Prozesse ihre Systeme selbst zu gestalten, und sich so mit ihrer Lebensumgebung zu identifizieren.

Die Patternmethode als empirischer Rückgriff auf Erfahrungen (oder explorativer Vorgriff auf mögliche Innovationen) ist unideologisch und offen. Jeder kann den Lösungsmustern weitere hinzufügen. Die vorhandenen Patterns eines Anwendungs- bereiches bilden eine "Patternsprache", ein Repertoire aus dem man schöpfen kann.

Christopher Alexander stellt in lebensraumgestaltenden Entscheidungssituationen aus einer hohen Übereinstimmung subjektiver Urteile einen für ihn schwer begründ- baren objektiven Charakter (typische Übereinstimmung 90-95%) fest, wenn es gelingt, die Entscheidungen aus einem inneren Gefühl der Identifikation mit dem Gesamten Umfeld (unter Ablösung von rationalem Wissen oder Erwartungshaltungen) zu treffen. Ich meine, dass diese Erkenntnis sehr gut zu neueren (wenn auch nicht ganz neuen) Vorstellungen der biologisch-evolutionären Erkenntnistheorie (Rupert Riedl gerade gestorben) passt, wo das ratiomorphe Erkennen dem rationalen Erklären in einer starken Komplementarität als menschliche Fundamentalleistung gegenübergestellt wird.

Einerseits berührt dieses Thema methodisch grundsätzliche Probleme des Verstehens komplexer Systeme (vernetztes oder kybernetisches Denken) und stattet dieses Denkkreis mit einer einfachen Methode aus, andererseits greift die Patterntheorie in den zuletzt diskutierten Konstruktivismus-Realismus-Streit ein, indem sie den Forderungen der Realität mit Problemlösungen antwortet, die von vorneherein Modellcharakter ohne Wahrheitsanspruch haben, die gleichzeitig aber die Realität als Letztinstanz der Funktionsprüfung und Erfahrungsgewinnung betonen.

Der partizipatorische Aspekt dieser Methode, die radikal die Entscheidungskompetenz von Authoritäten (im Sinne eines "wir wissen was gut für euch ist") in Frage stellt, scheint mir nicht nur für Online-Communities, sondern auch für heutige Wissenschaft und Politik höchst relevant. Die Pattern-Methode schafft einen einfachen Rahmen, in dem jedermann mitdenken und - was seine Lebensumgebung betrifft - mitgestalten kann.

nichtmechanistische Weltsicht

Alexander kommt bei seiner Auseinandersetzung mit der Architektur zu einer neuen, alternativen Sicht der Welt. Er entwickelt eine Alternative zur Descartes'schen Methode, die die Welt durch mechanistische Modelle verstehen will. Alexander sieht den Raum als einen Entfaltungsort des Lebens und "Grade der Lebendigkeit" in allen Dingen. Descartes sagt: "versuchen wir die Welt als Maschine zu verstehen". Alexander sagt: "versuchen wir die Welt als Entfaltungsort des Lebens zu verstehen". Schönheit ist für Alexander keine Geschmacksfrage, sondern - richtig verstanden - etwas objektivierbares, von Menschen geteiltes, etwas gemeinsames. Schönheit und Funktionalität erscheinen nicht als getrennte Systemeigenschaften, sondern als Perspektiven des Lebendigseins. Dieses Lebendigsein ist nicht rein biologisch zu verstehen, sondern beginnt schon viel früher, in der geometrischen Struktur von Objekten. Alles besitzt einen abgestuften und vergleichbaren, objektiv beurteilbaren, Grad von Lebendigkeit. Die wilde Blumenwiese ist lebendiger als ein Blumenbeet, weil sie eine höhere Dichte und Vielfalt von Zentren aufweist, die sich gegenseitig in ihrer Entfaltung helfen und verstärken. Wir empfinden das intuitiv, obwohl wir vielleicht eine Ästhetik lernen, die uns das Gegenteil aussprechen lässt. Die Altstadt von Venedig "besitzt mehr Leben" als eine moderne Großstadt-City, weil sie aus einem lebendigen Prozess über Jahrhundert entstanden ist, und Menschen empfinden das, indem sie sich in Venedig ganzheitlicher und wohler fühlen. Das Menschsein hängt eng mit seiner Umgebung und damit mit der Architektur zusammen. [dies muss jedoch auch für alle anderen Umgebungen und Dinge, die uns umgeben, gelten. Damit wird Alexanders Theorie universell]

Thomas: Als wesentlichen zu überwindenden Teil sieht CA dabei die durch eine "wissenschaftliche Weltsicht" erfolgende Aufteilung der Welt in Systeme.

<zitat> There are thus two worlds in our minds. One is the scientific world which has been pictured through a highly complex system of mechanisms. The other is the world we actually experience. These two worlds, so far, have not been connected in a meaningfull fashion. --TNOO4 pg 13 </zitat>

"Wie kann die Wahrnehmung des Ganzen in der theoretischen Betrachtung erhalten bleiben" ist wohl seine Grundfrage.

<zitat> The ultra-mechanist cosmology we have taken in with our 20th-century mother's milk therefore cuts across our experience constantly. It forces us to dismiss, treat lightly, all those precious feelings we have, of meaning in the world, of something wonderful ... an replaces it by a dull, gray , matter-of-factness which is not matter-of-fact at all, but was invented by Descartes and others of his time, and is now merely mouthed by us because we do not know of an alternative. --TNOO4 pg 21 </zitat>

Optionale spirituelle Komponente

Alexanders Denken ist spirituell, aber nicht metaphysisch und auch nicht konfessionell-religiös. Er besitzt einen tiefen empirischen Zugang zur Welt, nichts ist nur gedankliche Konstruktion. Er hat sich fast sein ganzes Leben als Theoretiker und Praktiker mit diesen Fragen beschäftigt und sie in einem Dutzend Büchern, aber vor allem in seinem Lebenswerk TheNatureOfOrder auf über 2000 Seiten akribisch beschrieben und mit unzähligen Fotos Bildern belegt. Diese vier Bände sind ein Gesamtkunstwerk für sich. Man kann sehen, dass sein Denken in seiner Kunst und Architektur funktioniert. Alexander beobachtet und beschreibt wie "Raum zum Leben erwacht" und nennt diesen Raum, in Ermangelung eines religiösen Begriffs in seine Band 4 von TheNatureOfOrder, auch "ground" oder luminous ground. Man könnte es so interpretieren: Leben findet nicht im Raum statt, sondern der Raum selbst gebiert das Leben - eine christliche Interpretation könnte sein "der Raum ist der Körper Gottes, der sich hingibt das Leben zu tragen". Gott ist nicht hier oder dort oder allgegenwärtig im Raum, sondern Gott ist der Raum. Vermutlich könnte man auf dieser Basis auch eine moderne pantheistische Interpretation finden oder eine Brücke zu TeilhardDeChardin? schlagen, der ebenfalls versucht hat, die Kluft zwischen Wissenschaft und Religion zu schließen.

FranzNahrada: Der Gedanke ist sehr alt, unzählige Hinweise finden sich bei Arnold Kayserling: "Bei Scotus Eriugena läßt sich Gott als Ursprung des Alls nicht definieren, sondern nur über das Nichts begreifen. In diesem Nichts bricht die dunkle Unruhe des Schöpfungswillens auf, durch die Schöpfung macht sich Gott zu einem Etwas, dem Ungeschaffen Schaffenden."
derselbe:"Ursprung der Welt ist Wakhan, das Große All, die Urmutter der Welt, der alles entstammt, dargestellt als leerer Kreis. Wakhan erzeugt ununterbrochen Skwan, den Urvater, die Heilige Schöpfung, als Spirale dargestellt, für uns kosmologisch die Milchstraße."
Systemanalytisch und empirisch

Alexander analysiert die Strukturen in Architektur und Kunst und findet dafür eine systemanalytische Sprache und Methode. Seine Grundelemente nennt er Zentren (centers) die er der Ganzheit(wholeness) gegenüberstellt.

Ein "Zentrum" ist sowas wie ein geometrischer Punkt. Alles, wovon man konkret sprechen kann, ist ein Zentrum.

Er findet 15 Eigenschaften lebendiger Systeme, die sich immer wieder finden:

OriginalbegriffÜbersetzungNichtgeometrische Übertragung
LEVELS OF SCALEAbstufung von GrößenProportion
STRONG CENTERSStarke ZentrenStrukturiertheit
BOUNDARIESGrenzenAbgrenzung
ALTERNATING REPETITIONAbwechsende WiederholungWiederholung und Resonanz
POSITIVE SPACEPositiver RaumKomplementarität
GOOD SHAPEFormschönheitAnpassung und Harmonie
LOCAL SYMMETRIESLokale SymmetrienSymmetrie
DEEP INTERLOCK AND AMBIGUITYambivalente VerschränkungAmbivalenz
CONTRASTKontrastPolarität
GRADIENTSGradientenWeiche Übergänge
ROUGHNESSRauhigkeitIndividualität
ECHOESEchoesÄhnlichkeit
THE VOIDDie LeereFreiraum und Freiheit
SIMPLICITY AND INNER CALMEinfachheit und Innere RuheEinfachheit und Klarheit
NON-SEPARATENESSNicht-GetrenntheitGanzheitlichkeit

Durch diese Eigenschaften helfen Zentren sich gegenseitig und verstärken dadurch wechselseitig in ihrer Lebendigkeit. Lebendige Systeme prägen aber auch, je nach Situation und Bedürfnissen, typische Muster (patterns) aus, die sich empirisch sammeln und (bio-)kybernetisch [im Sinne von FrederickVester?] verstehen und formalisiert (PatternFormular) darstellen lassen. Dabei entstehen anwendungsbezogene PatternSprachen. Diese Pattern werden in geordneten Prozessen (sozusagen in einer optimalen Abfolge) angeordnet um Systeme aufzubauen. Hier trifft man wieder sehr systemanalytische Vorgehensweisen.

Thomas: Dem möchte ich wiedersprechen. Vielleicht gibt es in anderen Werken von CA Verbindungen zur Systemanalyse. In TNOO jedoch geht es gerade darum nicht. Die oben großgeschriebenen Eigenschaften sind geometrische Eigenschaften von Strukturen. Anhand dieser geometrischen Eigenschaften läßt sich die Lebendigkeit der Strukturen verstehen.

Die Planung innerhalb dieser Weltsicht geht gerade nicht systemanalytisch vor. Der Mensch entscheidet eher an Ort und Stelle durch seine Wahrnehmung für das Ganze, welche Lösung unter verschiedenen Versuchen zu einem Problem passt.

Beispiel der Relevanz

Was hat das mit Wikis oder Online-Communities zu tun? Sehr viel, denn es gibt unendlich viele Bewertungs- und Entscheidungsprobleme, die von einem solchen Standpunkt beeinflusst werden:

  • Z. B. im großen dadurch, wie man sich selbst versteht: z. B. als allmächtiger Architekt eines Systems der "weiß was gut für die Benutzer ist", oder als hegender Gärtner der "Dinge wachsen lässt und ihrer Entfaltung unterstützt".
  • Im Detail etwa zum Umgang mit dem Begriff der Grenze (BOUNDARY): sieht man eine Grenze als etwas gewaltsames, künstliches oder als etwas, das zum Leben gehört, ein Zentrum verstärkt, Lebensraum für neue Machnismen und Prozesse ist.
    • Wenn man etwa den Konflikt FreieSoftware und OpenSource betrachtet, so ergibt sich aus der Sichtweise Alexanders ein sehr natürliches Verhältnis einer im Zentrum stehenden "reinen Lehre" von FreieSoftware und einer breiten, unscharfen Randzone von OpenSource, die zwar die Prinzipien abschwächt, aber wirtschaftlichen Lebensraum und Phantasie für Personen und Firmen bietet, und so das Zentum betont und verstärkt.
Events

Quellen

  • MusterTheorieBuch -- "Mustertheorie. Einfürhrung und Perspektiven auf den Spuren von Christopher Alexander." von Helmut Leitner
  • LiberatingVoices -- Buch von Doug Schuler
Communities

Ein unterstützendes Zitat

"Naturwissenschafter interessierten sich früher nicht für Fragen wie Kinder sie stellen. Warum sehen Bäume so und nicht anders aus, warum erscheinen die Wolken wie Lämmer und Enten, warum ist die Welt nicht wie ein Geometriebuch? Richtiger gesagt, diese Fragen waren den Naturwissenschaftern nicht gleichgültig, vielmehr wussten sie dass sie sie nicht beantworten konnten. Die Gleichungen für die Welt seien ja bekannt - man müsse sie nur auf Erscheinungen wie Wolken und Abendnebel anwenden - aber die alltäglichen Dinge seien derart kompliziert, dass es sich nicht lohnen könne, sie nachzurechnen, dachten die Naturwissenschaftler in Stillschweigender Übereinkunft - und überließen es Eltern und Lehrern, den neugierigen Sprösslingen den Mund zu stopfen" Tor Norretranders, Spüre die Welt, p. 114 (FranzNahrada)

"Als überall aus den Computerbildschirmen Komplexität auftauchte, schauten die Forscher aus dem Fenster und sahen etwas das sie wiedererkannten" ebenda, p.116

Terminologisch meint Norretranders das mit Komplexität, was bei Alexander "Ordnung" heißt.

Hallo Franz, Danke für die Zitatspende. Bis du schon in anderen Verhältnissen und wieder ans Netz angeschlossen? -- HelmutLeitner 24. Januar 2008 17:53 CET P.S. Kannst mir Daumen halten, in einer Stunde gehe ich weg zur ersten öffentlichen Präsentation meines Buches Mustertheorie.


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